#Education
Target:
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Region:
Austria
Website:
www.musikschullehrer-oesterreich.at

Österreich gilt als das Land der Musik schlechthin und wird in der Welt in erster Linie über die Musik definiert. Nicht erst in den letzten Jahren wurde dementsprechend viel investiert, sowohl in kulturelle Institutionen, als auch in den künstlerischen Nachwuchs. Im Musikschulwesen etwa flossen öffentliche Gelder unter anderem in den Ausbau der Infrastruktur (Musikschulgebäude, Räumlichkeiten, Equipment, …) einerseits und in die Ausbildung der Musikschullehrkräfte (IGP-Studium, Fortbildungen, …) andererseits. Angesichts des geplanten Ausbaus der ganztägigen Schulformen ist nicht nur die Zukunft der derzeit rund 7.000 hochqualifizierten und erfahrenen österreichischen Musikschulpädagogen höchst ungewiss, sondern auch die ihrer rund 200.000 Schüler. Sollte es nicht gelingen, den Instrumental- und Gesangsunterricht sinnvoll in die neuen Schulformen zu integrieren, wäre die Zukunft des Musiklandes Österreich gefährdet, und zwar sowohl im Hinblick auf die Förderung der besonders begabten Musikschüler, als auch hinsichtlich der unabdingbaren musikalischen Breitenbildung. Zwar gibt es bereits zahlreiche durchaus gelungene Kooperationen zwischen Musik- und Regelschulen, jedoch meist eher in Form von Klassenmusizieren oder Ensembles, weniger in Kleingruppen oder gar im Einzelunterricht. Obwohl sich seit Längerem diverse Arbeitsgruppen – auch im Bundesministerium – mit der Thematik befassen, bewegen sich diese Kooperationen und alle daran Beteiligten außerdem immer noch in einem rechtlichen Graubereich. Abgesehen von den schulgesetzlichen Grundlagen sind in der Theorie wie in der Praxis aber auch etliche weitere Fragen ungelöst:

Download Beilage: Sorgen und Fragen der Musikschullehrkräfte

Sehr geehrte Frau Unterrichtsministerin, das Musikland Österreich birgt ein großes künstlerisches und kreatives Potential: Lassen Sie es nicht verkümmern! Im Bereich der musikalischen Bildung wurde in finanzieller und ideeller Hinsicht viel Wertschöpfung erzielt: Nutzen und erhalten Sie sie!

1. BERÜCKSICHTIGUNG

Beziehen Sie den Instrumental- und Gesangsunterricht in verschiedenen Unterrichtsformen (Einzelunterricht, Ensembles, Klassenmusizieren, …) in die Konzeption der ganztägigen Schulformen und ihrer Stundenpläne ein! Berücksichtigen Sie die Notwendigkeit des Übens für die musikalische Ausbildung!

Thematisieren Sie die Problematik der Auswirkungen der Ganztagsschulentwicklung auf musikalische Bildung und Vereinsweisen auch in der medialen Berichterstattung!

2. EINBINDUNG

Um die Organisation möglichst effizient zu halten und die inhaltliche Planung möglichst sinnvoll zu gestalten, sollten die Musikschulen von Anfang an als Kooperationspartner in die Diskussion eintreten. Beziehen Sie auch Musikschullehrervertreter auf allen Ebenen in die entsprechenden Arbeitsgruppen und Gespräche ein!

3. ZUSAMMENARBEIT

Natürlich haben auch kognitive Fächer ihre Berechtigung: Mathematische Kenntnisse können etwa beim Erfassen harmonischer Strukturen helfen, sprachliche Förderung wirkt sich bestimmt positiv auf die Wahrnehmung von Melodien und Rhythmen aus. Künstlerischer Ausdruck jedoch ist etwas zutiefst Menschliches und ebenso elementar wie das Grundbedürfnis nach Bewegung.
Musikalische Ausbildung ist hochkonzentrierte Arbeit und nicht nur Beschäftigungstherapie. Räumen Sie künstlerischen und kreativen Unterrichtsfächern den angemessen Stellenwert ein! Sorgen Sie für eine Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe!

Schaffen Sie optimale Rahmenbedingungen für ein gedeihliches Neben- und Miteinander der verschiedenen Schulformen mit klarer Verteilung der Kompetenzen und Zuständigkeiten in dienstrechtlicher Hinsicht und gleichzeitig möglichst viel Spielraum für individuell zugeschnittene Modelle der Zusammenarbeit in pädagogischer und organisatorischer Hinsicht!

4. WAHLFREIHEIT

Wägen Sie die Chancen ganztägiger Schulformen sorgfältig gegen die mit der Verlängerung der Schulzeit verbundenen Gefahren für die Zukunft des Musikschul- und Vereinswesens ab! Berücksichtigen Sie die großen Unterschiede zwischen Städten und ländlichen Gegenden in Bezug auf den Bedarf an Nachmittagsbetreuung und kultureller Integration! Führen Sie Ganztagsschulen nicht verpflichtend ein!

5. FLEXIBILITÄT

Beschränken Sie die Dauer der Ganztagsschule beziehungsweise zumindest der obligatorischen Schulzeiten auf den Vormittag und frühen Nachmittag! Ermöglichen und fördern Sie weiterhin auch Angebote flexiblerer Formen der qualifizierten Nachmittagsbetreuung! Nachmittagsbetreuung hat den Vorteil, dass sie individuell gestaltbar ist, an die Bedürfnisse der Schüler und ihrer Eltern angepasst und beispielsweise auch leichter mit dem Musikschulunterricht abgestimmt werden kann. In ganztägigen Schulformen, in denen der verpflichtende Unterricht auf den ganzen Tag verteilt werden soll, muss der Instrumental- und Gesangsunterricht in dieser ganztägigen Organisation berücksichtigt und auch am Vormittag Zeit und Raum für musikalische Bildung eingeplant werden!

6. FREIRAUM

Es sind viele verschiedene Kooperations- und Unterrichtsformen denkbar, jedoch werden sich nicht alle in der Praxis bewähren können. Planen Sie eine ausgiebige Orientierungsphase ein, für den Austausch zwischen den Partnern über alle Belange der Kooperation! Das Angebot muss nicht notwendigerweise einheitlich sein. Was sich an einer Schule bewährt, ist nicht zwangsläufig auf andere Schulen übertragbar. Gewähren Sie den nötigen Freiraum, um eine eigenständige, dem Charakter der Schule und der Schüler entsprechende Entwicklung zu ermöglichen! Echte Kreativität und Originalität sind nicht planbar, sie entstehen in der freien, nicht gewidmeten Zeit, die von individuellen Vorlieben und Interessen geprägt und durch den persönlichen Rhythmus strukturiert ist. Schaffen Sie Strukturen, die es Kindern und Jugendlichen, die sich im künstlerischen Bereich zuhause fühlen, ermöglichen, ihren Neigungen zu folgen!

7. EINTEILUNG

Ermöglichen Sie größtmögliche Flexibilität in den Stundenplänen und Lehrplänen! Planen Sie sowohl Unterrichtsstunden als auch Übezeiten fix im Ganztagesablauf ein! Begünstigen Sie freie Lehrerwahl für Musikschüler und möglichst kontinuierliche Bezugspersonen im Instrumental- und Gesangsunterricht! Bieten Sie interessierten Schülern größtmögliche Fächervielfalt und ein möglichst breites Angebot verschiedener Unterrichtsformen und Instrumente! Sorgen Sie dafür, dass künstlerische Fächer und Sport nicht gegeneinander ausgespielt werden, und Musikunterricht nicht mit Nachhilfestunden oder Ähnlichem konkurrieren muss!
Erkennen Sie die Musikschulausbildung an und lassen Sie die gegenseitige Anrechnung von Unterrichtsfächern zwischen Musikschulen und Musikhauptschulen oder Musikgymnasien zu!
Ermöglichen Sie die freie Schulwahl der Schüler (Sprengelfreiheit)!

Verstärken Sie die Einbeziehung der Eltern in den Unterricht und Veranstaltungen! Fördern Sie die Zusammenarbeit der verschiedenen Schulformen mit Musikvereinen, Orchestern, Chören, …!

8. RAUM

Richten Sie geeignete Räumlichkeiten inklusive der erforderlichen Ausstattung ein, und zwar für den Unterricht in verschiedenen Formen (Einzelunterricht, kleine und große Gruppen, unverstärkte und Popular-Musik), als Übezimmer und um die Schüler konzertante Auftritte zur ermöglichen, sowie Arbeitsplätze für die Lehrkräfte und Rückzugsmöglichkeiten für die Schüler!
Stellen Sie Schülern und Lehrern alle nötigen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung (Instrumente, technisches Equipment, Noten, Computer, Drucker, Internetzugang, …)!

9. RECHTSSICHERHEIT

Stellen Sie die erforderlichen schulrechtlichen Rahmenbedingungen her, damit Musikschullehrkräfte in öffentlichen Schulen den dortigen Lehrkräften gleichgestellt sind und auch allein mit Schülern und Schulklassen arbeiten können! Stellen Sie die erforderlichen schulrechtlichen Rahmenbedingungen her, um Schülern das individuelle Üben in eigenen Zimmern und den Besuch ihres Instrumental- und Gesangsunterrichts auch außerhalb der öffentlichen Schulgebäude zu ermöglichen! Passen Sie die gesetzlichen Bestimmungen zur Aufsichtspflicht der Praxis in den Musikschulen und vielfältigen Schulkooperationen an!

Gewährleisten Sie, dass Lehrkräfte ausschließlich einvernehmlich und freiwillig zu Schulkooperationen herangezogen werden können! Tragen Sie in den dienst- und besoldungsrechtlichen Regelungen von Musikschullehrkräften (hinsichtlich Arbeitszeiten und Gehältern) dem erhöhten Arbeitsaufwand von Ensemble-, Gruppen- und Klassenunterricht (pädagogische und organisatorische Vor- und Nachbereitungen, zusätzliche Konferenzen und anderen Besprechungen, …) Rechnung! Definieren Sie sinnvolle Obergrenzen für Gruppengrößen für den Instrumental- und Gesangsunterricht, sowie für die Anzahl an Gruppen pro Lehrkraft! Sorgen Sie dafür, dass allfällige Lehrer-Fortbildungen ausschließlich einvernehmlich und auf Kosten der Arbeitgeber stattfinden!

10. FINANZIERUNG

Das Musikschulwesen des öffentlichen Bereichs wird zwar auch von der öffentlichen Hand gefördert, Musikschulen heben jedoch im Gegensatz zu öffentlichen Schulen Schulgeld ein, und zwar zu - in den verschiedenen Bundesländern und teilweise sogar innerhalb der Länder - unterschiedlichen Tarifen (vor dem Hintergrund der ebenso unterschiedlich hohen Fördergelder der verschiedenen Gebietskörperschaften). Klären Sie die Finanzierung des schulübergreifenden Unterrichts!

SEHR GEEHRTE FRAU UNTERRICHTSMINISTERIN, SIE NEHMEN EINFLUSS AUF UNSERE ARBEIT – ÜBERNEHMEN SIE AUCH VERANTWORTUNG!

...und beantworten Sie bitte die beiliegenden Fragen:
Download Beilage: Sorgen und Fragen der Musikschullehrkräfte

Die Fragen und Forderungen zum Instrumental- und Gesangsunterricht gelten gleichermaßen oder sinngemäß auch für den Tanzunterricht und die Kompositionspädagogik als Teil des Musikschulangebots.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen sind geschlechtsunabhängig gemeint bzw. schließen das jeweils andere Geschlecht mit ein.

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The Einbindung des Musikschulunterrichts in Ganztagsschulen petition to Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur was written by Interessensvertretung-Musikschul and is in the category Education at GoPetition.

Petition Tags

Musikschule Ganztagsschule